Die Zukunft der Arbeit

  • Wie denkt ihr über moderne Arbeitszeitmodelle und die vielen Ansätze, um für mehr soziale Gerechtigkeit zu sorgen?


    Sicher habt ihr schon mal von der 4-Tage-Woche gehört oder von der Reduktion der Wochenarbeitszeit (ohne Lohnverlust) oder gar von der Überwindung des Kapitalismus. Haltet ihr einen dieser Ansätze für sinnvoll? Käme er auch für euch infrage?


    Die aktuellste Einkommensgrenze (eigentlich von 2021), ab der man als arm gilt, liegt bei 1148€ netto. Vielen Menschen verdienen wohl weniger als das. Was sollte getan werden, um daran etwas zu ändern?


    Was sagt ihr zu einem bedingungslosen Grundeinkommen? Eine gute Informationsquelle zum Thema ist die Seite mein-grundeinkommen.de, die natürlich pro Grundeinkommen ist.

  • Die aktuellste Einkommensgrenze (eigentlich von 2021), ab der man als arm gilt, liegt bei 1148€ netto. Vielen Menschen verdienen wohl weniger als das. Was sollte getan werden, um daran etwas zu ändern?


    Was sagt ihr zu einem bedingungslosen Grundeinkommen? Eine gute Informationsquelle zum Thema ist die Seite mein-grundeinkommen.de, die natürlich pro Grundeinkommen ist.

    Ich habe tatsächlich schon unter 1148 € netto verdient und weiß, dass das nicht einfach ist. Okay, wenn nicht gerade beispielsweise die Waschmaschine kaputtgegangen ist, kam ich damit über die Runden. Aber auch nur, weil ich in einer WG wohnte und mit Bus und Bahn unterwegs war (Miete und Auto sind halt das, was am meisten Lohn & Gehalt frisst). Aber nicht jeder will in eine WG ziehen und nicht überall in Deutschland ist die Verkehrsanbindung gut.

    Ein bedingungsloses Grundgehalt halte ich nicht für durchsetzbar, dafür sind wir Deutsche zu leistungsorientiert und haben schon als Kind „von nix kommt nix“ im Kopf. Oder wie mir sage: ´s Leba isch koi Schlotzer. Auch ist es dem "Inneren Schweinehund“ nicht gerade zuträglich.


    Was ich mir, mit Blick auf die 1148 € allerdings vorstellen kann, zusammen mit der Tatsache, dass der Staat ja sowieso Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld II, Kindergeld, BAföG, Stütze, usw. trägt, wäre ein gewisser Betrag X für jeden Bürger. Den genauen Betrag ist natürlich der Knackpunkt. Es muss wohl zu viel zum Sterben, aber zu wenig zum Leben sein. Etwas, das den Gegnern eines Grundgehalts mit dem Argument "da gibt es Geld für nix" entgegenkommt, aber bei den 1148 € das Zünglein an der Waage sein kann. Finanzieren lässt sich das u.a. dadurch, dass dieser Pauschalbetrag ja u.a. Kindergeld (jede Person bekommt ihn, also auch Kinder) oder andere Sozialleistungen ersetzt. Das allein wird aber wohl nicht ausreichen, wie beim Grundgehalt auch. Aber es ist ein guter Kompromiss, wie ich finde. Knackpunkt ist wie gesagt nur welcher Betrag da sinnvoll ist und wie man es gegenfinanziert.

  • Hab zufällig gestern eine Dokumentation gesehen über Arbeit ohne Sinn

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    Vielleicht passt es nicht zu 100% ins Thema aber ich fand die Punkte gut das eigentlich niemand mehr auf der Welt länger als 15h die Woche arbeiten müsste und das unsere Arbeitswelt und System ziemlich ineffizient sind. Die eigentlichen Leistungsträger bekommt fast nichts vom Kuchen wärend alles bei den Reichen 1% landet welche mit dem Geld herumspekulieren.


    Ich finde das ein Grundeinkommen irgendwann unausweichlich wird, da es immer weniger Jobangebote für normalsterbliche, nicht Diplom Ingenieure und Ärzte gibt (auch vorwiegend durch Maschinellen Ersatz)


    Nicht jeder kann Chef einer internationalen Firma sein. Wenn ,übertrieben gesagt, alles darunter nur noch mit Sozialhilfe lebensfähig ist sehe ich da große Probleme ohne Grundeinkommen in der Zukunft.

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    "Es ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt.

    That is not dead which can eternal lie, and with strange æons, even death may die"


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  • Hab zufällig gestern eine Dokumentation gesehen über Arbeit ohne Sinn

    Diese hervorragende Doku habe ich vor kurzem auch gesehen. Sie fasst sehr schön in Worte, wie unsere heutige Arbeitswelt eigentlich gestaltet ist. Das Ergebnis war, wenn auch für manch einen sicher nicht allzu überraschend, aber eben anschaulich demonstriert: Zu großen Teilen ist die Arbeitswelt ineffizient, nicht bedarfsgerecht und hinsichtlich der Gehälter ungerecht. Du hast aber absolut Recht: WIE ineffizient unsere Arbeit im Groben und Ganzen ist, fand ich wirklich überraschend. Ich kann die Doku jedem wärmstens empfehlen!


    Ich will offen sein: Ich hatte schon immer ein "Problem" mit der uns bekannten Arbeitswelt (Eintauschen von mind. 40h Lebenszeit pro Woche gegen eine gewisse Menge Geld). Ich erinnere mich an meine ersten beruflichen Erfahrungen in Form von Praktika zur Schulzeit, damals als Jugendlicher, und an das entlastende Gefühl, wenn diese vorbei waren und ich wieder in der Schule sein "durfte". Ich empfand das System "du musst 8 Std. irgendwo hin und kannst dort auch nicht eher wieder auschecken" als ein reines Gefängnis. Es wunderte mich, dass die Menschen so leben und leben wollen. Heute weiß ich natürlich, dass von Wollen nicht immer die Rede sein kann, sondern dass die meisten Menschen finanziell einfach davon abhängig sind, ein solches Arbeitsleben zu führen. Nichtsdestotrotz habe ich bis heute keinen anderen Weg für mich finden können als ebenso den einer solchen Abhängigkeit von einem konventionellen Arbeitnehmerverhältnis. Am liebsten würde ich jetzt einen Roman darüber schreiben, wie es mir die Jahre über in "der" Arbeitswelt ergangen ist, aber ich will mich mal lieber auf die ausgangs gestellten Fragen konzentrieren :D

    Sicher habt ihr schon mal von der 4-Tage-Woche gehört oder von der Reduktion der Wochenarbeitszeit (ohne Lohnverlust) oder gar von der Überwindung des Kapitalismus. Haltet ihr einen dieser Ansätze für sinnvoll? Käme er auch für euch infrage?

    Eine Überwindung des Kapitalismus halte ich für nicht realistisch. Was ich aber durchaus für realistisch (und wünschenswert) halte, ist die Entwicklung einer bescheideneren Sicht auf die Dinge. Wer als Einzelner z.B. umsichtig konsumiert, sich durchaus auch mit weniger Angebot im Supermarkt zufrieden geben kann, nicht für jede Kurzstrecke ins Auto steigt usw., trägt in meinen Augen zu einem gefühlten, kleinen "Widerstand" gegen den Kapitalismus bei. Auch, wenn man sich ihm nicht einfach entziehen kann, kann man zumindest hier und dort mal schauen, dass man ihn in seinen schlimmsten Formen zumindest nicht befeuert.
    Die 4-Tage-Woche oder eine Reduktion der Wochenarbeitszeit halte ich nicht nur für wünschenswert, sondern auch einfach angebracht. Man muss natürlich in jedem Beruf prüfen, wie sehr sich das anbietet - aber wo ein Wille, da ein Weg. Ich meine, es gibt doch längst Erkenntnisse zu diversen Probeversuchen, wo das Einführen einer reduzierten Arbeitszeit durchweg für gute Erbenisse sorgte, z.B.: höhere Arbeiterzufriedenheit, gesteigerte Motivation, weniger Krankheitstage, höhere Produktivität, weniger "Leerlauf" - aus meiner Sicht eigentlich überzeugende Argumente für einen Arbeitgeber. Mir scheint in den Köpfen einfach noch zu sehr ein "das war so, das ist so, das bleibt so"-Mantra festzuhängen. Ich erinnere mich an eine (hypothetische) Diskussion mit einem früheren Chef, der mit weniger Arbeit nicht viel anfangen konnte, nach dem Motto "Die Leute wollen doch nur immer mehr Freizeit und weniger arbeiten". Argumente, was denn aus Unternehmenssicht konkret eine Arbeitszeitreduzierung verhindern würde, gab es jedoch nicht. Ich persönlich kann mich auf solche Anti-weniger-Arbeit-Einstellungen schlecht einlassen. Natürlich will ich weniger "konventionell" arbeiten und mehr Freizeit - will das jemand nicht? Ich spreche jetzt mal bewusst vom "konventionellen Arbeiten", da es für mich daneben einfach noch andere Arten Arbeit gibt, der man zur Erfüllung und zum Erreichen eines Gefühls, von der Gesellschaft gebraucht zu werden, nachgehen kann (Haushaltsarbeit, Gewerbearbeit, freiberufliche Tätigkeit, Ehrenamt, usw.). Das lässt sich in meinen Augen nicht einfach nur daran messen, dass man 5 Tage (und nicht weniger) konventionell arbeiten geht.

    Rein praktisch betrachtet: Ich bin der Überzeugung, dass sich eine 4-Tage-Woche und auch eine Reduzierung der Arbeitszeit in sehr vielen Berufen anbieten würde! Eigentlich halte ich es sogar für eine logische Konsequenz der Digitalisierung. Ich meine damit die authentische, echte Digitalisierung (E-Mail Konversation und PDF-Dokumente sind keine Digitalisierung, auch wenn man das der ein oder andere Arbeitgeber glauben mag!). Hier ist also die Rede von z.B. vollautomatisch ablaufenden, digitalen Prozessen, die kein oder weniger Eingreifen des Menschen erfordern. Es ist doch nur logisch, dass bei unserem technischen Fortschritt Arbeitsschritte oder ganze Arbeitsfelder wegfallen werden, viele Arbeitsprozesse sich beschleunigen lassen. Dennoch verdonnert man den Arbeitnehmer immer noch zu 40h/Woche? Was, wenn es gar nicht mehr genug zu tun gibt, um 40h zu füllen, weil die Systeme längst effizienter und schlauer sind als wir selbst und mir die Arbeit abnehmen? Und wer weiß, wie es mit der KI weitergeht. Ich kann mir da einfach nicht vorstellen, dass es ewig so weitergeht und wir zukünftig wirklich noch so viel arbeiten müssen. Vielleicht ja doch, weil man wer weiß was sonst befürchtet - dass die Menschen sich dann langweilen und auf dumme Ideen kommen. Ich bin aber felsenfest davon überzeugt, dass es den meisten Menschen eher einen Boost geben wird, wenn sie das Gefühl erfahren werden, wirklich sinnvoll und angebracht zu arbeiten. Nicht gemessen an einer Stoppuhr, sondern eben so lange, bis die Arbeit nunmal erledigt ist!


    Zitat

    Die aktuellste Einkommensgrenze (eigentlich von 2021), ab der man als arm gilt, liegt bei 1148€ netto. Vielen Menschen verdienen wohl weniger als das. Was sollte getan werden, um daran etwas zu ändern?


    Das finde ich schwer zu beantworten. Man kann hier in politischer Hinsicht durchaus Ideen und Wünsche haben, aber ich stelle es mir einfach superschwierig vor, dabei stets alle erforderlichen Stellschrauben und Wechselwirkungen im Hinterkopf zu haben.
    Abhängigkeit von (zukünftigen) politischen Entscheidungen empfinde ich eh immer als sehr unwünschenswert. Unpopular opinion: Soweit möglich, einfach so gut es geht selbstständig Weiterbildungs- oder alternative Verdienstmöglichkeiten nutzen und versuchen, den eigenen Nettoverdienst langfristig zu steigern. Nicht kurzfristig durch einen weiteren Nebenjob, der nur zusätzlich auslaugt, sondern wirklich einmal schauen, ob es nicht langfristig lukrativere Möglichkeiten gibt.


    Zitat


    Was sagt ihr zu einem bedingungslosen Grundeinkommen? Eine gute Informationsquelle zum Thema ist die Seite mein-grundeinkommen.de, die natürlich pro Grundeinkommen ist.

    Da mache ich schon seit Ewigkeiten beim Gewinnspiel mit ^^

    Ich bin prinzipiell schon ein Befürworter des Grundeinkommens und dem Konzept, das auf der Webseite vertreten wird. Nicht dem Konzept, das mancher Politiker zunächst darunter missverstehen wollte! Ich weiß einfach nicht, ob unsere heutige Gesellschaft schon bereit dafür ist. Es gibt zu viele Gegenstimmen, Finanzierungszweifel, hitzige Gemüter im Sinne von harten Meinungen und Überzeugungen ("dann wird jeder Mensch faul", usw.). Ich kann mir aber schon vorstellen, dass es das Konzept so oder ähnlich irgendwann in der Zukunft geben wird, wenn eine größere Notwendigkeit dafür besteht.

  • Beim Gewinnspiel mach auch jeden Monat mit!


    Hier ein passendes Meme dazu. Natürlich wird von den Arbeitgebern viel gemeckert. Aber das jetzt eine 50h Woche nicht mehr normal ist wünscht sich ja auch keiner mehr zurück. Weniger Arbeit ist die logische Richtung in die es sich langfristig entwickeln muss. (Und wo wir schon lange angelangt wären wenn es etwas gerechter laufen würde)

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    "Es ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt.

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  • Alessa

    Es muss wohl zu viel zum Sterben, aber zu wenig zum Leben sein.

    So viel zahlt der Staat ja heutzutage schon (Bürgergeld + alles andere soll ungefähr bei 1000€ liegen) und das ist zu wenig. Auf längere Sicht sollte kein Mensch mehr in Armut leben müssen.


    @Jitsu

    Diese Ineffizienz - oder sollte man nicht lieber Inkompetenz sagen - der Unternehmen hat wohl jeder schon mal erlebt. Ziemlich häufig. Bei jedem Unternehmen. xD


    Rinober

    Nichtsdestotrotz habe ich bis heute keinen anderen Weg für mich finden können als ebenso den einer solchen Abhängigkeit von einem konventionellen Arbeitnehmerverhältnis.

    Wenn es einen anderen gibt, ist der ziemlich gut versteckt. Die Selbstständigkeit ist natürlich eine Alternative, aber sie ist mit vielen Risiken behaftet und die vielzitierte Work-Life-Balance tendiert dort wohl erst recht in Richtung Work. Da müsste man schon etwas finden, das man wirklich aus Überzeugung macht.


    Eine Überwindung des Kapitalismus halte ich für nicht realistisch. Was ich aber durchaus für realistisch (und wünschenswert) halte, ist die Entwicklung einer bescheideneren Sicht auf die Dinge.

    Mein Ziel wäre auch kein Sozialismus (der endet in einer Diktatur, wo die Menschen wieder von einer Elite beherrscht werden), sondern eine soziale Marktwirtschaft, die ihrem Namen gerecht wird. Ich halte es nicht für falsch, dass Unternehmen Profit machen. Es ist klar, dass sie schwarze Zahlen schreiben wollen und Geld für neue Investitionen brauchen. Aber alles darüber hinaus ist natürlich nicht notwendig. Zu viele Unternehmer kriegen den Hals nicht voll und das hat zur Folge, dass sie ihre Arbeitnehmer ausbeuten und ihre Kunden hinters Licht führen. Das sind eigentlich unhaltbare Zustände. Wir haben Zeitarbeit; Subunternehmen, die den Mindestlohn umschiffen; Menschen, die Minijobs als Hauptjob annehmen müssen usw. Wir haben das, was die Medien gerne "Mogelverpackungen" nennen; die ganzen Tricks der Lebensmittelindustrie (das ZDF macht eine interessante Serie über das Thema); Produktdeklarationen ohne feste Definition (jeder kann sein Produkt bio oder klimafreundlich nennen) usw.


    Das alles läuft nur deswegen weiter, weil es eben genau das tut - es läuft. Auf die Schnelle könnte man daran natürlich nichts ändern, weil das zu einem Zusammenbruch des ganzen Systems führen würde und der wiederum führt ganz sicher nicht zu einer gerechteren Wirtschaft, sondern in den Untergang. Ein einzelner Staat kann wenig tun. Wenn die anderen nicht mitziehen, dann isoliert man sich wirtschaftlich und dann heißt es wieder Untergang.


    Soweit möglich, einfach so gut es geht selbstständig Weiterbildungs- oder alternative Verdienstmöglichkeiten nutzen und versuchen, den eigenen Nettoverdienst langfristig zu steigern.

    Klappt das denn ohne größere Risiken einzugehen? Ich fand den Ansatz, den ChimaereJade mal im alten Forum vorgestellt hat, interessant, nämlich die Investition in ETFs. Auch wenn man so erst recht auf den kapitalistischen Zug aufspringt. ^^ Aber das lohnt sich erst dann, wenn man das nötige Geld hat.


    Ich bin prinzipiell schon ein Befürworter des Grundeinkommens und dem Konzept, das auf der Webseite vertreten wird.

    Ich auch und wenn es stimmt, was auf der Seite gesagt wird, nämlich dass das Grundeinkommen alleine über Steuern finanziert werden könne, dann sollte es auch umsetzbar sein. Ich denke aber, dass 1000€ zu wenig wären. Wie gesagt, auf längere Sicht sollte niemand mehr in Armut leben müssen.

  • Ich arbeite aktuell in der Woche knapp 26 Stunden. Netto bekomme ich knapp 1450€. Das ist jetzt nicht sonderlich viel, aber ich bin damit zufrieden.


    Ich habe drei Tage in der Woche frei und arbeite drei Tage lang je 6 Stunden und an einem Tag 8 Stunden.


    40 Stunden in der Woche könnte ich gar nicht mehr. Das wäre für mich viel zu viel Stress ehrlich gesagt.

  • Rinober

    Wenn es einen anderen gibt, ist der ziemlich gut versteckt. Die Selbstständigkeit ist natürlich eine Alternative, aber sie ist mit vielen Risiken behaftet und die vielzitierte Work-Life-Balance tendiert dort wohl erst recht in Richtung Work. Da müsste man schon etwas finden, das man wirklich aus Überzeugung macht.

    Da stimme ich dir zu. Ich glaube, der Weg der Selbstständigkeit ist kein einfacher, vor allem nicht in einem Land wie Deutschland mit vergleichsweise hoher Steuerlast. Selbst, wenn man aus Überzeugung etwas macht, bleibt die Frage, ob man sich sicher sein kann, damit auf Dauer genug Geld einnehmen zu können. Neben dem sehr geringen Prozentsatz, der durch die Selbstständigkeit finanziell erst so richtig durchstartet, meine ich vielerorts gelesen zu haben, dass statistisch ein Großteil der Selbstständigkeiten scheitert. Da kann es schon eine bequemere Alternative sein, sich für das Angestelltenverhältnis zu entscheiden, das weniger Verantwortung bedeutet und in der Regel diverse Sicherheiten bietet.


    Zitat

    Das alles läuft nur deswegen weiter, weil es eben genau das tut - es läuft. Auf die Schnelle könnte man daran natürlich nichts ändern, weil das zu einem Zusammenbruch des ganzen Systems führen würde und der wiederum führt ganz sicher nicht zu einer gerechteren Wirtschaft, sondern in den Untergang. Ein einzelner Staat kann wenig tun. Wenn die anderen nicht mitziehen, dann isoliert man sich wirtschaftlich und dann heißt es wieder Untergang.

    Ich denke, das ist eben das große Problem an einem Umschwung. Selbst, wenn es Länder geben sollte, die sehr gerecht sein wollen und prinzipiell bereit wären, eine Art soziale Marktwirtschaft zu etablieren, werden es wohl diese Länder sein, denen der Rücken gekehrt wird und die in Folge zu Grunde gehen würden. Der Kapitalismus hat sich da global einfach etabliert und wenn sich Konzerne nicht in einem für sie lukrativen Land ansiedeln möchten, tun sie das eben in einem anderen, in dem es sich eher lohnt. Das Ende vom Lied wären Wohlstand und Fortschritt in den dem Kapitalismus zugewandten Ländern und ein Stagnieren der restlichen Länder.


    Zitat

    Klappt das denn ohne größere Risiken einzugehen? Ich fand den Ansatz, den ChimaereJade mal im alten Forum vorgestellt hat, interessant, nämlich die Investition in ETFs. Auch wenn man so erst recht auf den kapitalistischen Zug aufspringt. ^^ Aber das lohnt sich erst dann, wenn man das nötige Geld hat.

    Ich erinnere mich an den Thread im MV Forum, und bin da ganz bei ChimaereJade. ETFs sind in meinen Augen aktuell eine der risikoarmen Anlageformen. Nicht zwingend, um damit im Hier und Jetzt wohlhabender zu werden, aber z.B. um sich langfristig eine private Altersvorsorge aufzubauen, um selbstständig gesetzliche Rentenlücken schließen zu können (was für jüngere Generationen sehr relevant werden dürfte). Du hast Recht, dass man bei der Investition in solche natürlich in gewisser Weise zum Kapitalismus beisteuert, z.B. sowieso schon starke Unternehmen weiter mit eigenen Geldern unterstützt. Irgendwo muss man in meinen Augen aber auch pragmatisch denken - will ich den Kapitalismus gänzlich verteufeln, deshalb selbst ärmer sein als nötig und trotz langem, hartem Arbeitsleben um eine mickrige Rente bangen oder versuche ich lieber, etwas vom "kapitalistischen Kuchen" abzuhaben, um mir selbst und ggf. Menschen in meinem nahen Umfeld ein sorgenfreieres Leben zu ermöglichen? Natürlich zeugt das von einer gewissen Doppelmoral, wenn man den Kapitalismus gänzlich verteufelt. An anderer Seite ermöglicht er aber auch Fortschritt, gute Taten (wo viel Geld ist, wird durchaus auch Gutes damit getan, auch wenn Korruption und "böse Reiche" manchmal die Nachrichten dominieren und man immerzu den Eindruck erhält, die "Falschen" haben das meiste Geld), und heutzutage eben auch dem einfachen Bürger Teilnahme am Finanzmarkt.


    Aber um wieder zum Thema Arbeitswelt zurückzukommen: ^^
    Das Thema Börse und Anlage finde ich hochspannend, aber ETFs würde ich da eher mal in der Sparte "passiv" und Vermögensaufbau verbuchen.
    In vielen Berufsbereichen gibt es Fortbildungsmöglichkeiten, die zu einem besseren Einkommen führen könnten. Langjährige Zugehörigkeit zu einem Unternehmen könnte bessere Gehaltsverhandlungen ermöglichen. Ebenso das Erwerben neuer Kenntnisse, VHS Kurse, Zertifikate usw.. Hobbys oder sonstige Talente, denen man sowieso seit Anbeginn der Zeit nachgeht, könnten auch im freizeitlichen Rahmen oder einem Kleingewerbe Geld abwerfen. Handgemachtes erscheint mir wieder relativ "in", siehe Etsy und co. Möglicherweise kann man auch über Ebay und co. regelmäßig ausmisten, wenn man viel Zeugs angesammelt hat. Ich glaube einfach, dass es heute viele Möglichkeiten gibt, aktiv dazu beizutragen, sein Netto zum Ende des Monats langfristig ein Stück weit zu erhöhen, wenn man den Mut dazu hat und es wirklich möchte. Es müssen ja auch nicht gleich tausende Euros sein - viele Menschen fühlen sich mit einem 50er mehr am Ende des Monats schon sehr viel wohler. Ich spreche da aber zugegebenermaßen auch auf Basis meiner persönlichen Beobachtungen a la "Person A und B verkaufen sich in diesem Unternehmen völlig unterm Wert und verdienen nicht angebracht, obwohl sie schon seit einem Jahrzehnt dabei sind. Die Chefs sind stur und hierbei die Profiteure, aber für einen Unternehmenswechsel sind die Arbeitnehmer zu starke Gewohnheitstiere". Bei keiner dieser Varianten soll man seine hauptberufliche Tätigkeit gleich unüberlegt hinschmeißen, deswegen würde ich sie als risikoarm und eher parallel laufend bezeichnen :)

  • Kommt drauf an wo man arbeitet. Ich hatte diese Woche 6 Tage und habe 62 Stunden gehabt. Verdiene momentan

    knapp 1700 Netto, aber nur weil ich mich beim letzten Gespräch durchsetzen konnte. Vorher hatte ich nur 1259,73 Euro Netto.

    Liegt, aber bei mir dran das ich in einer Pool Firma arbeite und jetzt Pool Saison ist xD. Und wir bekommen weder Weihnachts noch Urlaubs Geld -_-. Ist schon mies, aber andere Leute die z.b in der Pfelge oder als Koch arbeiten haben teilweise schlimmer Arbeitzeiten.

  • Zu dem Thema hab ich sooooo viel zu sagen, aber die Worte dafür zu finden is irgendwie sehr schwer.

    Ich komme aus einer sehr sehr armen Familie.
    Es gab ab der zweiten Woche des Monats nur Reste zu essen und gegen Ende des Monats manchmal einfach keinen Strom mehr.
    Ich kenne also das Gefühl, absolut kein Geld zu haben. Klassenfahrten, Urlaub? Sowas gab es halt einfach nicht.

    Mein Vater hat Vollzeit gearbeitet, meine Mutter Teilzeit. Aufstockend gab es Arbeitslosengeld 2 (Hartz4)


    Ich habe dann, als erwachsene Frau jahrelang im Jobcenter gearbeitet und hatte genau solche Fälle vor mir.
    Die Leute GEHEN arbeiten und trotzdem reicht das Geld vorne und hinten nicht.
    Weil die Gesetzgebung eine große Sache bei den Sozialleistungen einfach "vergisst".
    Altschulden. Monatliche Raten. Alte, gebrauchte Geräte die einfach keine lange Lebensdauer mehr haben und dann dauernd ersetzt werden müssen.


    Von daher würde ich ein bedingungsloses Grundeinkommen begrüßen. Weil es vielen helfen könnte.
    Aber ich glaube, dass das realistisch nicht umsetzbar ist und die Preise sich im gleichen Atemzug vermutlich so erhöhen würden, dass sich absolut gar nichts an der Gesamtsituation ändern würde.


    Die 4-Tage Woche oder verkürzte Arbeitszeiten lassen sich auch nicht so einfach herunter brechen.
    4 Tage bei gleichbleibendem Lohn, klingen super. Aber es müssen dann halt auch 8 Stunden weniger Arbeit sein.
    Ich merke bei mir selbst, dass ich meine Arbeit locker in 32 Stunden schaffen würde, es sind wöchentlich locker 8 Stunden die ich einfach "rumdümpel" weil die Konzentration nachlässt.
    Vor allem Nachmittags, nach der Mittagspause bin ich überhaupt nicht mehr voll einsatzfähig.
    Oder auch das Arbeiten im Homeoffice tut mir super gut.
    Aber das geht halt leider nicht in allen Bereichen.

    Ich stimme vollkommen zu, dass es für die Arbeitnehmer sinnvoller wäre eine Stundenreduktion bei gleichbleibendem Lohn anzubieten und die Arbeitsleistung gleich bleiben würde. Meistens zumindest.
    Ich glaube auch. dass einige Berufsfelder durch Stundenreduktion wieder attraktiver werden würden.
    Gerade in der Pflege oder auf dem Bau.
    Ja wir haben Fachkräftemangel, aber nicht wegen den Leuten, sondern wegen den Arbeitsbedingungen.

    Ich denke DAS ist die Schraube, weniger Arbeitszeit, mehr Freizeit, bessere Bezahlung, bessere Bedigungen. Dann haben wir auch wieder genügend Leute die das machen wollen. Aber es will sich heutzutage (zurecht) auch keiner mehr ausbeuten lassen und die meisten Menschen sind durchaus bereit Abstriche zu machen.

    Ich selbst arbeite in der Verwaltung im öffentlichen Dienst.
    Ich verdiene nicht super schlecht, aber im freien Markt könnte ich viel mehr verdienen, bei meinen Voraussetzungen.
    Allerdings genieße ich auch die Vorteile die mir mein Job bietet. Vor allem die Sicherheit und der Wiedereinstieg nach einer möglichen Schwangerschaft lassen mich hier bleiben und die "Lohneinbuße" ertragen.
    Ich komme damit zurecht.
    Und ich denke dass es den meisten so geht.
    Den perfekten Job gibt es vermutlich für die wenigstens, aber man kann so viel machen, um es trotzdem schön zu machen.
    Und wenn die Leute gern zur Arbeit gehen, arbeiten sie auch besser.


    EDIT: Was dazu noch problematisch ist, ist übrigens auch die Rente... Wer weniger arbeitet, ob das nun wegen Krankheit ist, wegen "Ich will das so und mir reicht das so und ich bin glücklich so" oder wegen Familie, ist ja egal... der kriegt im Alter noch mehr Schellen als alle anderen...
    Daran muss dringend auch gearbeitet werden.
    Ich würde so gern teilzeit arbeiten gehen, weil ich durch meine psychischen Belastungen schon ohne Arbeit oftmals sehr sehr ausgelastet und viel krank bin, aber ich kann es mir schlichtweg nicht leisten. Schon gar nicht wenn ich eine Familie gründen will (und ja, das will ich)

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