Ich habs wie gesagt gestern in einem Rutsch durchgezogen und hatte viel Spaß damit.
Insgesamt fand ich schon das Gameplay des originalen Calm Falls 2 ganz angenehm, was wohl daran
liegt, dass ich Rätsel nur dezent eingestreut mag und deswegen mit anderen Spielen von dir teilweise
nicht so ganz warm wurde. Allerdings fand ich die Ausgewogenheit zwischen Rätseln und Kämpfen
auch im Remake sehr angenehm und insgesamt besser als im Original.
Die Rätsel, die es hier gab, fand ich gut und angemessen.
Ich sage auch mal, dass die Optik für mich auch ein Pluspunkt im Remake ist.
Obwohl ich die unheimlichen Szenarien optisch anders dargestellt hätte, ist der Look der Anderswelten
im Original nicht gut gealtert. Hier hätte ich vermutlich selbst am meisten angesetzt und ich finds gut,
dass du da auch Änderungen vorgenommen hast, obwohl mir viele der Szenarien im Remake dann
optisch zu ähnlich wirkten. (Aber dazu später mehr.)
Die Gegner hätte ich etwas "dreckiger" aussehen lassen. Durch die simple Farbpalette wirkt vieles
dann leider doch recht steril. Obwohl man in den unheimlichen Szenarien durchaus Details in der
Umgebung hat, fiel mir dann aber doch eine gewisse Detaillosigkeit in Punkto Texturen auf, was
für mich ein bisschen im Widerspruch zu dem steht, was du einmal über den Einsatz von Lichteffekten
sagtest - weil dann alles zu dunkel sei und so weiter. Ironischerweise hast du hier aber auch viele
Stellen drin, die rein farblich so dunkel sind, dass es auch keinen Unterschied gemacht hätte, wenn du
einfach ein paar Pictures über die Karten legst.
Ich war vor allem zu Beginn sehr positiv von der Präsentation des Spiels überrascht, weil du etwas
gut geschafft hast, was Remakes meiner Meinung nach tun sollten - nicht die exakt selbe Erfahrung
bieten, sondern einiges anders machen, trotzdem aber noch als das selbe Konzept erkennbar bleiben.
Und ich mochte, dass ich Locations aus dem Original wieder gesehen habe wie das Blue Horizon,
das Calipso und so weiter. Etwas weniger begeistert war ich vom Konzept der "Weltkarte".
Die sieht zwar optisch hübsch aus, dadurch dass man aber zwischen Orten nicht mehr regulär hin und
her laufen kann, fühlt sich die ganze Stadt kleiner an als im Original, obwohl sie vom Kartenaufbau her
eigentlich sogar größer ist.
Dass Dave jetzt Privatdetektiv ist und somit einen wesentlich plausibleren Grund hat in Calm Falls zu
sein mochte ich auch - generell fand ich die Erzählweise gerade im Vergleich zum Original sehr gelungen
und dass Dave hier mehr Persönlichkeit und Emotionen aufweist als noch 2004.
Die Idee detektivmäßig an Dialoge und NPCs heranzutreten fand ich auch schick - die Umsetzung dann
aber doch nicht optimal, da die meisten Optionen - wie Anderen vor mir schon erwähnten - nur
Ein-Satz-Antworten der NPCs bieten und nicht viel interessantes dabei herum kommt.
Desweiteren finde ich es schade, dass dieses Feature nur ungefähr im ersten Drittel genutzt wird, im
Rest des Spiels geht dieser Aspekt leider komplett verloren. Auch, dass Dave selbst gar nicht an den
Dialogen "teilnimmt" bei Befragungen fand ich schade, wirkt ein bisschen, als wären diese dann sehr
schnell abgefrühstückt worden.
Abgesehen von den Befragungen fand ich Dialoge und Erzählweise aber okay.
Wie ich allgemein zur Story und vor allem der Auflösung stehe, weiß ich noch nicht so recht.
Ich finds etwas ulkig, dass du noch vor einiger Zeit in Skolios kritisch angemerkt hast, dass das
Ende zu viel "offen" lässt und dann hier ein Ende inszenierst, dass gefühlt so abrupt kommt, dass ich
ungelogen laut "Das wars?!" gesagt habe. Erzählerisch eine falsche Fährte zu legen bei einem Spiel,
das eigentlich in Richtung psychologischer Horror geht, finde ich ... schwierig, weil Spieler sich ja
anhand der optischen und erzählerischen Hinweise Gedanken machen und die Puzzleteile zusammenfügen
sollten, statt am Ende verwirrt zu sein, weil man sie in eine falsche Richtung gelockt hat.
Als Jemand, der das Original gespielt hat, wusste ich zwar, worauf es am Ende hinaus läuft und fands
okay, aber hätte ich das nicht gekannt, hätte das Ende den Gesamteindruck für mich vermutlich
eher negativ beeinflusst.
Die Kämpfe fand ich soweit gut. Dass man so viel Gegner-Variation hat und sich fast keiner wiederholt
empfinde ich gleichermaßen als Stärke und als Schwäche des Spiels, weil man bei jedem Kampf dadurch
die Muster der Gegner erst einmal lernen muss und nicht weiß, bei welchem nun welche Waffe
am besten funktioniert. Ich schließe mich übrigens den Anderen an - auf den hautlosen Gegner habe
ich gefühlt eine halbe Stunde eingedroschen, bis ich bemerkt habe, dass ich einen anderen Bereich noch
vorher erkunden konnte und eine andere Waffe brauche. Bei späteren Gegnern hast du teilweise auch
die Option offen gelassen einfach den Raum wieder zu verlassen, vielleicht wäre das bei dem auch
sinnvoll gewesen. Ich bin aber sehr dankbar dafür, dass ich nach einem Game Over direkt wieder vor
dem Raum starte, in dem ich gestorben bin.
Wie gesagt, mich hat vor allem der Anfang abgeholt von der Erzählweise und Präsentation, im letzten
Drittel verliert das Spiel für mich an Spannung, weil vor allem die letzten zwei Dungeons fast direkt
hintereinander stattfinden und ich da gern eine größere Pause mit mehr Story oder Zeit in der Stadt
verbracht hätte. So wirkt es erzählerisch gegen Ende etwas gehetzt und ich konnte mich nicht mehr
so gut auf die Rätsel konzentrieren. (Es war aber zugegeben auch schon spät abends.)
Wie ich vorher erwähnte mochte ich die allgemeine Umstrukturierung der Horrorszenarien, aber
hatte auch das Gefühl, dass sie sich sowohl gameplaymäßig, als auch optisch nicht gut von deinen
anderen Spielen abgrenzen können und häufig gleich anmuten.
Dem entgegen stehen die vielen schicken kleinen Animationen und optischen Spielereien, die sehr
viel Spaß gemacht haben.
Fazit: Mich hat es unterhalten. Ich weiß allerdings nicht, ob mein Gesamteindruck auch so gut
ausgefallen wäre, wenn ich das Original nicht gekannt hätte. Ich fand hier definitiv einiges besser
als Original - einige Punkte haben mir allerdings dort besser gefallen, die allgemeine Atmosphäre
zum Beispiel, die vor allem in der Stadt durch den Silent Hill Soundtrack schon funktioniert hat.
Dass du den hier nicht benutzt hast ist logisch und befürworte ich auch - den Lofi-Hip Hop Soundtrack
in Calm Falls empfand ich allerdings als nicht optimal oder dem Szenario angemessen.
In den Grusel-Abschnitten war die Soundkulisse okay, auch wenn ich es mal wieder nicht als besonders
horrormäßig empfunden habe. Die Stärke in deinen Spielen liegt aus meiner Sicht definitiv in der Technik und dem zwar häufig ähnlichen, aber in diesem Fall doch ansprechenden Gameplay. Erzählerisch hätte mehr sein können, aber darauf lege ich bei deinen Spielen nicht mein Hauptaugenmerk.
Noch einige Dinge, die mir besonders positiv im Kopf geblieben sind:
-Die Jacobs Ladder artige Sequenz beim Übergang ins alternative Krankenhaus
(Manche mögen solche Referenzen vielleicht nicht, aber fands stark inszeniert und optisch gelöst)
-Die Puppengegner, deren Augen im Dunkeln leuchten
-Raum mit Spieluhr (da passiert nicht viel, aber die Atmosphäre war sehr stark)
-Grafische Details und Animationen wie Müllpressen mit Dampf und ähnlichem
Fehler habe ich mir leider nicht alle notiert, da gabs in manchen Messageboxen hier und da
einen Rechtschreib- oder Grammatikfehler. Ein paar Fehler und Anmerkungen, die ich mir
aber aufgeschrieben habe sind:
-Vor der Bibliothek gibts ein Fahrrad mit falscher Passierbarkeitseinstellung
-Es gibt in einem der Rätseldungeons einen überfluteten Raum, wenn man von links ins Wasser läuft, wird man erst einmal langsamer, geht man aber von der rechten Seite (von der Tür aus)
ins Wasser, bleibt die Geschwindigkeit gleich
-Schön, dass die Facesets nah am Original sind und Variation bieten, die Simplizität ist allerdings
nicht ganz so schön anzusehen, negativ fallen vor allem die Augenbrauen von Dave auf
-Die Frisur beim Charset von Dave hätte vielleicht auch noch eine zusätzliche Pixelreihe nach oben
vertragen können, so sieht sein Kopf etwas... flach aus.
-Die Musikuntermalung während der Kämpfe war mir zu ruhig, gerade im Vergleich zum Original
-Vor dem Bosskampf auf der Mülldeponie kann man sich während der Sequenz noch bewegen.
Tut man das, wird die Schrittgeschwindigkeit nicht mehr auf normal zurückgesetzt.
Stirbt man beim ersten Versuch ist beim zweiten keine Musik mehr während des Bosskampfes.
-Es gibt einen großen Teddybär-Gegner, der - wenn beim Versuch nicht besiegt - beim zweiten
Anlauf bei mir zu einem Skript-Error führte, von dem ich leider keinen Screenshot habe.