Die Worte "gut geschrieben" und "schlecht geschrieben", genauso wie alle Alternativen davon, können viele Bedeutungen haben. Keine dieser Bedeutungen ist richtiger als die andere. Individuell kann man sich für eine entscheiden, vielleicht findet man sogar in einer kleinen Gruppe einen Konsens, aber alle Menschen werden niemals dasselbe darunter verstehen.
Dass "Alle" Menschen sich auf etwas einigen kommt wohl auch ungefähr niemals vor, aber abgesehen glaube ich nicht, dass diese Begriffe so subjektiv definiert werden, wie du dir das vielleicht vorstellst.
Die allermeisten, die sich ein bisschen mit Filmen, Büchern oder auch Videospielen beschäftigen haben nämlich sogar eine relativ konkrete Vorstellung davon, was man mit "gut/schlecht geschrieben" ausdrücken will.
Alles anzeigen- Die Hauptfiguren oder die wichtigen Figuren sind mir alle unsympathisch. Wie sagt, das gilt weniger für Spiele als für andere Medien.
- Ein bittersüßes Ende (führt regelmäßig zur Abwertung).
- Zu pessimistische und negative Geschichte, vor allem wenn sie "dark and edgy" sind.
- Inhalte, die meinen moralischen Vorstellungen widersprechen.
- Figuren, die keine konsistente Persönlichkeit haben und zu unglaubwürdige Wendungen. Das trifft besonders auf japanische Medien zu, denn in denen ist Glaubwürdigkeit ja oft verpönt. Es gibt aber Ausnahmen. Wenn mir die Hautpfiguren sympathisch sind oder ich die Handlung aus anderen Gründen interessant finde, stören mich manche Absurditäten nicht. Und anscheinend trifft das auch auf alle andere Menschen zu. Ein Bekannter von mir, der eigentlich einen guten Geschmack hat, mag manchmal nämlich den letzten Trash (das ist jetzt ironisch gemeint, hoffe das ist klar xD).
- Zu viel Theatralik und Überdramatisierung, ich bin Norddeutscher.
- Langweilige Geschichten.
Witzigerweise habe ich bei keinem deiner aufgelisteten Punkte das Gefühl, dass ich sie unter schlechtem Writing nennen würde, außer den Letzten vielleicht. Aber der ist vermutlich noch der subjektivste der Kriterien. Wann ist eine Geschichte denn langweilig geschrieben? Das lässt sich wohl kaum fest definieren.
Manche können mit langsam erzähltem Arthaus-Kino nichts anfangen, Andere finden actionlastige Spiele schrecklich langweilig. All die anderen von dir genannten Punkte sind aus meiner Sicht Präferenzen, die vor allem auf die Inszenierung abzielen, mit der du dann eben nichts anfangen kannst. (Die Norddeutscher-Floskel benutzt du ja gern, das bist aber immer noch du, nicht jeder aus Norddeutschland hat eine Abneigung gegen Theatralik.) Und inwiefern wertet ein bittersüßes Ende eine Geschichte ab?
Du sagst zwar bereits, dass deine Definition widersprüchlich und uneindeutig ist, aber viele der Punkte haben für mich wie gesagt nicht einmal etwas mit der Qualität des Schreibstils zu tun.
Für mich gibt es Geschmackssache und Handwerkliches. Das von dir genannte ist für mich die Geschmackssache, die Art von Geschichten, die du nicht magst.
Dann gibt es wiederum solche, die negativ auffallen, weil sie in sich keinen Sinn ergeben. Die Logiklöcher aufweisen, in der Figuren nicht so agieren, wie sie vorher etabliert wurden, wenn Twists in den Mix geworfen wurden, die in keiner Weise aufgebaut wurden, Dinge, über die man sich als Spieler/Zuschauer Gedanken machen sollte plump mehrmals im Dialog vorgekaut werden, wenn Geschichten generell wie ein Flickenteppich an zufällig zusammengewürfelten Ideen wirken - dann verbuche ich das für mich als schlecht geschrieben.
Im Gegenzug dazu stehen solche, die Figuren als komplex und nicht eindimensional etablieren, die einem Spieler genug Information in Bild, Ton und Dialog bieten, um Informationen auf mehreren Ebenen zu vermitteln. Wenn Plot und Handlung einen logischen Anfang und Ende haben, die Geschehnisse in sich
schlüssig sind und auch in der etablierten Welt Sinn ergeben. Wenn Dialoge dem Szenario angepasst sind
(dem Zeitalter der Handlung z.B.) und auch zu den jeweiligen Figuren passen...
Wenn diese oder auch einige dieser Punkte erfüllt sind, dann empfinde ich eine Geschichte als ordentlich oder gut geschrieben.